Unter Ernährungsmedizin versteht man die wissenschaftliche Betrachtung des Einflusses, den die Ernährung sowohl auf den gesunden als auch auf den kranken menschlichen Organismus hat. Zudem wird der Einfluss von unterschiedlichen Krankheiten auf den Bedarf, die Aufnahme und die Verwertung von Nahrung analysiert.
Schon Hippokrates, der berühmte Arzt in der griechischen Antike, erkannte vor etwa 2400 Jahren: „Die Ursachen der Krankheit sind unmittelbar auf innere Schwierigkeiten oder mittelbar auf äußere Einflüsse wie Klima, Hygiene, Ernährung, körperliche Aktivität und Umwelt zurückzuführen.“
Im Gegensatz zur Diätetik befasst sich die Ernährungsmedizin nicht nur mit der natürlichen physiologischen Ernährung, sondern auch mit der künstlichen Zufuhr von Nährstoffen: oral über den Mund, enteral über den Magen-Darm-Trakt und parenteral unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes, zum Beispiel in Form einer venösen Infusion.
In den Aufgabenbereich der Ernährungsmedizin fallen die Heilung, Linderung und Prävention von ernährungsbedingten Erkrankungen, von Stoffwechselkrankheiten sowie von krankheitsassoziierter Unter- und Überernährung. Gerade Letzteres ist in unserer westlichen Überflussgesellschaft ein zunehmendes Problem, denn der Anteil von Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Hier kommt der Ernährungsprophylaxe eine besondere Bedeutung zu, die, so wie auch andere ernährungsmedizinische Aufgaben, vor allem interdisziplinäres Handeln erfordert.
Faktoren wie mangelnde Bewegung oder zu fett- bzw. zu kalorienreiche Nahrung sind die Ursache für etliche nicht übertragbare chronische Erkrankungen. Zu diesen gehören unter anderem:
Ursache Nährstoffüberangebot (Überangebot an Makronährstoffen):
o Adipositas (Übergewicht; Fettleibigkeit)
o Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
o Cholelithiasis (Gallensteine)
o Degenerative Skeletterkrankungen
o Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit)
o Fettstoffwechselstörungen
o Herz-Kreislauf-Erkrankungen – z. B. koronare Herzkrankheit (KHK) oder Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
o Hyperurikämie (Gicht) – Stoffwechselstörung, die durch einen Harnsäureanstieg im Blut gekennzeichnet ist und zu schmerzhafter Kristallbildung in den Gelenken führen kann
Ursache Nährstoffmangel (Makro- bzw. Mikronährstoffmangel/Nährstoff- bzw. Vitalstoffmangel):
o Eisenmangelanämie – verursacht durch einen Mangel an Eisen, das für die Synthese des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) benötigt wird
o Osteoporose (Knochenschwund)
o Struma – Schwellung bzw. Vergrößerung der gesamten Schilddrüse
Sonstige Ursachen:
o Alkoholismus
o Intoxikationen (Vergiftungen)
o Lebensmittelinfektionen
o Nahrungsmittelallergie